Ein Bericht vom 13. April 2011 über die Zeithstraße 19 auf siegburg.de
Siegburg. Lok entgleist und zerstört Wohnhaus. Mitten in Siegburg. Heute wär's eine Meldung von überregionaler Bedeutung.
1947, in den Wirren der Nachkriegszeit, war das anders. Zeitungen waren von den alliierten Besatzern noch nicht zugelassen, das einzige Presseorgan war der amtliche
"Anzeiger im Siegkreis", dem die Sensationslust heutiger Druckerzeugnisse völlig abging: In dem Wochenblatt steht nicht einmal eine Meldung über den Unfall vom 4. Juli. Eine Lok der Aggertalbahn
verlor den Schienenkontakt und rumpelte in das Wohnhaus "Zeithstraße 19". Das Gebäude der Familie Franken war danach reif für die Abrissbirne. Es stand schon vorher leer. Aus den Unterlagen des
Architekturbüros Josef und Heinrich Emons, das den Schaden aufnahm und auf 3.400 Reichsmarkt bezifferte, ist zu entnehmen: "Das Gebäude wurde durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt und war in den
letzten Jahren zu Wohnzwecken nicht mehr geeignet (...)." "Zum großen Glück für mich", schmunzelt Heinz Franken. Der heute 64-Jährige war damals neun Monate alt, sein Vater betrieb die Schmiede
nebenan, im Haus befand sich sein Lagerraum und Gott sei Dank nicht mehr das Wohnzimmer. Die 3.400 Reichsmark hat die Bahn anstandslos bezahlt, die Ruine wurde abgerissen, heute befindet sich dort
der Hof der Gaststätte "Alte Schmiede". Heinz Franken ist im Besitz des einzigen Fotos der Entgleisung. Es wurde vergrößert und ist ab heute in der Ausstellung "Hoch lebe die Eisenbahn - 150 Jahre
Siegtalstrecke zwischen 1865 und 1955" zu sehen. Die Schau wurde gestern Abend eröffnet.